Ängstliche Hunde: Erkenne Angst und hilf deinem Hund

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Dein Hund reagiert in Alltagssituationen mit Angst? Wir verraten dir, woher ängstliches Verhalten bei Hunden stammt, wie du damit umgehen und deinem Hund helfen kannst.

23.05.2022

Hilfe! Warum hat mein Hund plötzlich Angst und zittert?

Dein Hund zieht plötzlich den Schwanz ein, er zittert und möchte nicht mehr weiter laufen. Eine solche Reaktion auf Angst kann bei Hunden in den unterschiedlichsten Situationen auftreten. Angst vor Menschen, Geräuschen, Gegenständen oder sogar anderen Hunden ist nicht automatisch etwas Schlechtes. Viel mehr ist die Reaktion deines Hundes normal und in brenzligen Situationen nützlich.

Es kommt jedoch, wie bei den meisten Dingen, auf das Maß an. An →Silvester haben beispielsweise viele Hunde Angst. Aber hast du Probleme, mit deinem Hund die Wohnung, das Haus oder das Auto zu verlassen, weil er in alltäglichen Situationen in Panik gerät, beeinflusst das eurer beider Lebensqualität stark. In diesem Fall solltest du versuchen, deinem Hund zu helfen, die Angst zu überwinden.

Für Angst kann es viele verschiedene Gründe geben. Erfahre jetzt, warum dein Hund Angst haben kann.

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Erfahrungen als Welpe

Die Erfahrungen, die ein Hund als Welpe macht, sind für ihn prägend. In der Welpenstube beobachten die kleinen Fellnasen bereits, wie ihre Mutter auf Reize reagiert. Angst in bestimmten Situationen oder bestimmten Personen gegenüber wird da schnell abgeschaut. Die frühe →Sozialisation der Welpen, die noch bei den Züchter*innen beginnt, ist daher besonders wichtig für die weitere Entwicklung. Seriöse Züchter*innen legen dazu Wert darauf, umweltsichere Hunde, die nicht übermäßig ängstlich sind, miteinander zu verpaaren. Schwierige Erfahrungen in der sogenannten sensiblen, frühen Lebensphase eines Hundes können das ganze Leben eines Vierbeiners beeinflussen. Zu frühes Verlassen der Mutter etwa kann eine schlechte Erfahrung sein.

Doch auch fehlende Erfahrungen oder Umweltreize wirken sich auf den Gemütszustand eines Hundes aus. So haben adoptierte Hunde, die von der Straße gerettet wurden, oft schlechte Erfahrungen gemacht. Dazu kommt, dass in Tierheimen von Tierschutzorganisationen zum Teil aufgrund der vielen Hunde wenig bis keine Sozialisation stattfinden kann. Auch geringe Umweltreize bei Straßenhunden auf dem Land können beim Umzug in eine laute, hektische Stadt zu Problemen führen. Das sollte dir bewusst sein, wenn du einen Hund adoptieren möchtest, dich jedoch nicht davon abhalten, einer →Fellnase aus dem Tierschutz ein liebevolles zu Hause schenken zu wollen! Das richtige Training und eine ordentliche Portion Geduld stehen hier an erster Stelle.

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Erlebte Traumata als Welpe und auch im Erwachsenenalter können bei Hunden zu ängstlichem Verhalten führen. Bei der →Welpenerziehung ist es wichtig, nicht grob oder gar gewalttätig zu sein. Setze dich daher früh damit auseinander, →wie dein Hund mit dir zu kommunizieren versucht, um Missverständnisse zu vermeiden.

Genetische Vorraussetzungen

Ob dein Hund eher ängstlich ist oder nicht, hat auch mit seiner genetischen Veranlagung zutun. Unter den verschiedenen →Hunderassen gibt es einige Fellnasen, die sehr viel ruhiger und →entspannter sind als andere. Der →Australian Cattle Dog etwa ist ein Treibhund, der bei der Arbeit vielen Reizen ausgesetzt ist. Das macht ihn zu einem eher unempfindlichen Vierbeiner. Der →Border Collie als klassischer Hütehund ist dagegen feinfühliger. Er wird durch Reizüberflutung aufgrund seiner vererbten Vorraussetzungen deutlich schneller traumatisiert als ein robusterer Charakter.

Physiologische Beeinträchtigungen

Auch physiologische Beeinträchtigungen deines Hundes können zu Angst führen. Das können etwa Hormonstörungen, Schmerzen oder Vergiftungen sein. Auch eintretende gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Hör- oder Sehverlust oder -verschlechterung können deinen Vierbeiner verunsichern und Ängste bedingen. Daher solltest du zunächst deine*n Tierärzt*n besuchen und deinen Hund durchchecken lassen. Die tierärztliche Untersuchung ist besonders dann wichtig, wenn das Angstverhalten schwer zu erklären scheint. Eine Untersuchung der Schilddrüse und Blutbild können schnell zu einer Erklärung führen.

Hund beim Tierarzt in Behandlung mit Halterin

Welche Symptome hat mein Hund bei Angst?

Befindet sich dein Hund in einer sehr stressigen oder ihn einschüchternden Situation, können verschiedene Angstsymptome auftreten. Diese sind von Hund zu Hund individuell ausgeprägt. Die Anzeichen können sich in ihrer Stärke und Häufigkeit stark unterscheiden und sowohl verhaltensbezogen als auch körperlich ausgeprägt sein.

Verhaltensbezogene Symptome

In einer angsterfüllten Situation äußern sich verhaltensbezogenen Symptome, die in Kombination auftreten oder vereinzelt. Auch bekannt als die vier "F" der Angst sind:

  • Erstarren (Freeze)

  • Flüchten (Flight)

  • Aggressiv werden (Fight)

  • Herumalbern (Fool around)

Weitere Bewältigungsmechanismen:

  • Innere Unruhe, diese äußert sich in erhöhter Wasser- und Nahrungsaufnahme

  • Wundlecken des Körpers

  • Kreiseln

  • Aufreiten/"rammeln"

Ein Hund knurrt den anderen an

Körperliche Symptome

Die Körperhaltung deines Hundes verrät sehr viel über seinen Zustand. Folgende körperliche Symptome kannst du bei einem ängstlichen Hund beobachten:

  • Einklemmen der Rute, bis unter den Bauch geklemmt möglich

  • Erstarrte, geduckte Körperhaltung

  • Angelegte Ohren

  • Weit aufgerissene Augen und geweitete Pupillen

  • Starkes Hecheln und schnelles Atmen

  • Zittern

  • Schwitzige Pfoten

  • Erhöhter Blutdruck und schnelle Herzfrequenz

Leidet dein Hund über längere Zeit unter Angst und Stress, können sich auch Schuppenbildung und Haarausfall bemerkbar machen.

Was tun bei Panikattacken beim Hund?

Bei sehr starker Angst oder auch situationsabhängig kann es bei deinem Hund abrupt zu einer Panikattacke kommen, die bis zu 30 Minuten anhält. Dein Hund befindet sich dann in einem Ausnahmezustand, der besonders intensiv ist und nicht unterschätzt werden sollte. Körperliche Symptome wie zittern, speicheln und hecheln sowie weit aufgerissene Augen machen sich schnell bemerkbar.

In einer solchen Situation ist dein Hund für deine tröstenden Worte oder beruhigendes Streicheln nicht erreichbar. Daher solltest du deinen Vierbeiner wenn möglich aus der Situation entfernen, damit er sich mit Abstand von den angsteinflößenden Reizen erholen kann. Ist dies nicht möglich, heißt es abwarten und für deinen Hund da sein, damit dein Hund weder sich selbst, noch andere verletzt. Ein Sicherheitsgeschirr ist in einer solchen Situation sehr wichtig, damit dein Hund sich nicht losreißen und weglaufen kann.

Aengstliche-Hunde-Hund-auf-Wiese

Habe ich einen Angsthund?

Bei wieder kehrendem, starken Angstverhalten, welches die Lebensqualität deines Hundes negativ beeinflusst, ist ein bestimmtes Stadium der Angst erreicht. Eine solche Angststörung wird bei Hunden durch schlechte Erfahrungen ausgelöst und macht sie zu Angsthunden. Den genauen Angstauslöser bei deinem Hund zu finden, ist meist gar nicht so leicht. Eine ultimative Methode, die deinen Hund auf Knopfdruck von seiner Angst befreit, gibt es leider nicht. Ein*e professionelle*r Hundetrainer*in ist in diesem Fall ratsam, um deinem Hund mit einem gut aufgebauten Training bestmöglich helfen zu können, seine Angst zu überwinden.

Übungen für ängstliche Hunde

Wenn du weißt, was bei deinem Hund Angst auslöst und dir das Training zutraust, kannst du den Umgang mit dem Reiz üben. Wir stellen dir dafür einige hilfreiche Tipps vor:

  • Dem angstauslösenden Reiz sollten du und dein Hund sich grundsätzlich nur so weit annähern, dass dein Hund diesen bemerkt, sich aber noch auf dich konzentrieren kann.

  • Spielen in unmittelbarer Nähe des Reizes kann deinen Vierbeiner beruhigen. Ein bekanntes und beliebtes Spielzeug deines Hundes sollte da nicht fehlen. Neues könnte ihn in einer solchen Situation noch weiter irritieren.

  • Wissen und Kenntnisse zur Körpersprache deines Hundes sind bei solche Übungen besonders wichtig, um beim Training genügend Pausen zu einzuhalten.

  • Die Anwesenheit eines sozial sicheren, erwachsenen Hundes beim Training kann deinem unsicheren Hund als Orientierung dienen.

  • →Nahrungsergänzungsmittel können für mehr Gelassenheit sorgen: Die Gabe der Aminosäure L-Tryptophan oder des Milcheiweißproduktes Zylkene.

  • Längeres Kauen eignet sich als Ablenkung und Beruhigung in stressvollen Situationen, da dein Hund damit in einem "Modus der Entspannung" ist. Unsere →leckeren Snacks sorgen für ein lange anhaltendes Kauerlebnis und pflegen gleichzeitig die Zähne.

Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Vierbeiner und Mensch ist Basis für ein harmonisches Leben miteinander. Zuneigung, Streicheleinheiten und Liebe sind ohne Frage wichtig. Gerade einem ängstlichen Hund geben dennoch klare Regeln und Strukturen sowie berechenbares, souveränes Handeln mehr Halt als wenn alles der Fellnase nach entschieden wird. Deinem Hund sollte bewusst sein, dass du als Herrchen oder Frauchen die Entscheidungen triffst und er sich dir unterordnet. Dann kann sich dein Vierbeiner in schwierigen Situationen an dir und deiner Reaktion orientieren und lässt sich schneller beruhigen.

Ninja Sinke
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